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1. Theil 3 - S. 285

1880 - Stuttgart : Heitz
Erbauung von St. Petersburg. 285 schwedische Armee bei ihm vorbeigefluthet, so machte er sich gleich darüber her, oben in Jngermannland eine neue Stadt zu bauen. St. Petersburg wurde sie genannt und sollte die Hauptstadt seines Reichs werden. Wenn Peter einmal etwas unternahm, dann wurde es auch mit allem Eifer betrieben, und so wurden auch jetzt viele Tausend Bauern, wovon manche 2—300 Meilen weit her waren, zusammengetrieben, und mußten graben und schanzen. Aber zum Unglück war weder für hinlängliche Lebensmittel noch für Handwerkszeug gesorgt. Da fehlte es an Schaufeln, Hacken und Brettern, und Schubkarren kannten die Russen noch gar nicht einmal. Zwanzigtausend mußten täglich arbeiten und die Erde in den Schößen ihrer Röcke herbeitragen. Viele Tausend Menschen gingen dabei zu Grunde, der Bau aber machte reißende fortschritte. Nachdem binnen vier Monaten die Wälle und Gräben vollendet waren, ging es an den Häuserbau. Freilich waren es nur hölzerne Hütten; wer sollte darin wohnen? — Da ließ sich der Fürst Meuschikow hier nieder, und schon seine vielen Hofbedienten nahmen viele Häuser ein. Auch blieben manche der Arbeiter, die sehr weit nach Hause hatten, lieber gleich hier und bauten sich an. Zufällig kam ein holländisches Schiff mit reicher Ladung an. Peter war darüber so erfreut, daß er ihm entgegenfuhr und es selbst in den Hafen lootsete. Dann gab er dem Schiffer ein Gastmahl. Wie wunderte sich der Mattn, als er hörte, der mit am Tische saß und den er bisher für einen Lootsen gehalten hatte, sei der Czar! Wie geschwind flog seine Mütze vom Kopfe herunter! Peter kaufte ihm einen großen Theil seiner Ladung ab; bald war das Schiff leer, und der Schiffer wurde obendrein reich beschenkt entlassen. Vergnügt kam er nach Holland zurück und bald mehrten sich die Schiffe im Hafen von Petersburg, die alle eben so freundlich ausgenommen wurden. Das lockte wieder viele Kaufleute hin und so wurde die Stadt immer größer. Freilich mußten sich auch viele russische Große da nieder- • lassen, weil der Czar es so haben wollte. Das geschah 1703. Ein recht schöner Zug muß noch hier von Peter erzählt werden, ein Gegenstück zu Tilly's Betragen in Magdeburg. Die Stadt Narwa, dieselbe, wo Karl die große Schlacht gewonnen hatte, wurde vom Czar wieder belagert. Sie war schwach; aber der schwedische Commandant wollte sie durchaus nicht übergeben. Da ließ Peter zur Mittagszeit, als die Schweden tafelten, stürmen und gewann die Festung. Vorher aber hatte er streng verboten.

2. Theil 3 - S. 125

1880 - Stuttgart : Heitz
Graf Essex. 125 Essex wegen seines unglücklichen, obgleich wohlverdienten Schicksals. Er war aus einem alten Hause und wurde in der Blüthe seiner Jahre von dem Glücke ausnehmend begünstigt. Ohne sich durch Talente besonders auszuzeichnen, gelang es ihm, die Gunst der Königin in solchem Grade zu erhalten, daß er sie völlig beherrschte. Aber auf die höchste Stufe des Glücks erhoben, Gemeisterte sich seiner eine unselige Verblendung, die ihn tiefer hinabstürzte, als er sich erhoben hatte, und so machte er den Ausspruch wahr, daß es schwerer sei, glücklich, als unglücklich zu sein. Sobald er bei Hofe erschienen war, machte ihn seine Schönheit und sein feines verbindliches Wesen bald zum Gegenstände der allgemeinen Aufmerksamkeit. Auch Elisabeth bemerkte ihn bald und beehrte ihn mit ihrer vorzüglichen Gunst. Folgender Vorfall soll ihm zuerst ihre Gnade verschafft haben: Als Elisabeth mit ihrem Gefolge, unter welchem sich auch Essex befand, einmal einen Spaziergang machte und an eine Stelle kam, über die sie nicht hingehen konnte, ohne sich die Schuhe zu beschmutzen, sprang Essex vor und breitete, ohne sich zu bedenken, seinen sammtnen goldgestickten Mantel über die unreine Stelle. Elisabeth wurde durch diese ungemeine Galanterie eben so gerührt, als durch seinen dabei gezeigten edeln Anstand betroffen, und da Essex ihre schwache Seite, die Eitelkeit, berührt hatte, so wandte sie ihm von der Zeit an ihre vorzügliche Gunst zu.*) Essex hätte weniger lebhaft und ehrgeizig sein müssen, wenn ihn diese Auszeichnung nicht hätte übermüthig machen sollen, und wenig fehlte, daß er nicht schon vor seiner Verschwörung gegen Elisabeth durch seinen Trotz ihre Gnade verloren hätte. Einmal hatte Elisabeth ihren Staatsrath versammelt und forderte die Räthe einzeln aus, ihr Rath zu ertheilen. Als die Reihe an Essex kam, vergaß er sich in der Hitze des Streites, weil er eine andere Meinung als die Königin hatte, so, daß er ihr nicht nur unanständig widersprach, sondern ihr gar verächtlich den Rücken zudrehte. Reizbar, wie Elisabeth war, suhr sie heftig auf, und eine rasche Ohrfeige strafte die Ungebühr des Grafen, der aber, statt dadurch von seiner Verblendung zurückzukommen und um Verzeihung zu bitten, die Hand trotzig an den Degen legte und stolz ausrief, er würde eine solche Behandlung selbst von Heinrich Viii. nicht geduldet haben. Und wer weiß, wie weit der Zorn noch beide ge- *) Dasselbe wird auch von Walter Raleigh, dem kühnen Seefahrer erzählt.

3. Theil 2 - S. 27

1880 - Stuttgart : Heitz
Karl der Große. 27 jede eine unabhängige Volksgemeinschaft, und für Angriff und Vertheidigung nach Außen mit den andern verbündet war. Hier hatten sich die ursprünglichen Zustände des deutschen Volkes fast unverändert erhalten. Eine volksthümliche Verfassung mit Wahlfürften, ein uralter Adel, das nationale Heiligthum mit seiner Sage und Poesie bestand noch in voller Blüthe, als der fränkische König das Volk im Frühling 772 von Süden her angriff. Mit einem gewaltigen, wohlgerüsteten und krieggeübten Heere war es ihm leicht, einen großen Theil des Berglandes an der Weser zu erobern, darauf auch die Eresburg, einen heiligen und mit Mauern und Wällen befriedeten Göttersitz. (Der Kriegsgott, der bei den deutschen Stämmen Zio, aber auch Ir oder Er hieß, wurde hier verehrt.) — Nicht weit davon lag gleichfalls an umfriedetem, befestigtem Orte ein anderes Nationalheiligthum, die Irmins ul (die große Säule), die mit der größten Ehrfurcht und heiliger Scheu von dem Volke angesehen ward; wahrscheinlich ein gewaltiger im Freien ausgerichteter Baumstamm, dabei auch wohl ein Hain, dem Jrmin, welcher dem Kriegsgotte gleichbedeutend war, geheiligt. In Eresburg wurde an der Stelle des heidnischen Heiligthums eine christliche Kirche dem Apostel Petrus, dem Lieblingsheiligen der Zeit, gewidmet, hier und an anderen Orten Priester zurückgelassen, welche als Missionäre wirken sollten. Aber es fehlte viel, daß ein einziger Feldzug Hingereicht hätte, um den Freiheilssinn der Sachsen zu brechen. Sobald Karl den Rücken wendete, brachen sie den ihnen aufgezwungenen Frieden, namentlich von Widukind, dem Feldherrn der Westfalen, aufgereizt, bis endlich die großen von den Franken im Jahre 783 bei Detmold und an der Hase erfochtenen Siege, so wie die unaufhörlichen Verwüstungen des Landes, welche durch ständige fränkische Besatzungen möglich geworden waren, viele der Edelsten, darunter auch Widukind bestimmten, sich zu unterwerfen und taufen zu lassen. An Widukind ward die Taufe t85 zu Attiguy vollzogen. *) Jetzt wurden unter Zustimmung sächsischer Abgeordneten die Zustände des Landes geordnet; nämlich Grasen für bestimmte Landes-abtheilungen ernannt, welche im Namen des Königs zu Gericht saßen; eine Anzahl Bisthümer errichtet: Osnabrück, Münster, *) Seine Gebeine werden in einem Kasten in der Kirche von Enger, Regierungsbezirk Minden, aufbewahrt.

4. Theil 2 - S. 104

1880 - Stuttgart : Heitz
104 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Kreuzzüge. griechische Kaiser in Constantinopel bat den Papst Gregor Vii., doch die abendländlichen Fürsten zum Beistände gegen den übermächtigen Feind des christlichen Glaubens aufzufordern; denn die Seldschncken hatten ihm ganz Klein-Asien weggenommen. Aber Gregor hatte damals keine Zeit, viel an die Noth des heiligen Landes zu denken; Heinrich Iv. machte ihm so viel zu schaffen, daß er bald alles Andere darüber vergaß, und so blieb denn der Wunsch, das heilige Grab den Händen der Ungläubigen zu entreißen, ein sogenannter frommer Wunsch. Darüber starb Gregor. Urban Ii. folgte ihm. Eines Tages (1094) ließ sich bei ihm ein Männchen in einem grauen Pilgerrocke und von sonderbarem Aussehen melden und verlangte durchaus vorgelassen zu werden. Urban ließ ihn eintreten. Es war Peter von Amiens, gewöhnlich Kntten-Peter oder Knkupeter genannt. Der trat vor ihn hin, sagte, er käme unmittelbar aus Jerusalem, und überreichte ihm ein Empfehlungsschreiben vom griechischen Patriarchen daselbst. Dann erzählte er ihm mit funkelnden Augen und einem hinreißenden Feuer der Beredsamkeit von dem unglücklichen Zustande der Christen im heiligen Lande: wie er früherhin ein Einsiedler gewesen; wie es ihm in seiner Zelle zu enge geworden; wie Ihn der Prang, das heilige Grab zu sehen, nach Jerusalem getrieben; wie er dort mit Inbrunst am Grabe des Erlösers gebetet, aber mit herzzerreißendem Jammer den Ueber-muth der Ungläubigen und die Mißhandlungen der armen Christen gesehen habe; und wie endlich der feste Wille in ihm entstanden sei, zurückzugehen nach Europa und alle Völker und ihre Fürsten aufzufordern, daß sie das Grab des Heilandes von der Schmach befreiten, von den Ungläubigen entehrt zu werden. Urban hörte mit Erstaunen den flammenden Worten des Feuerkopfes zu und erkannte bald, daß das der rechte Mann sei, um die Völker zu einem solchen Zuge nach Jerusalem aufzuregen. Er sah ihn freund* lich an, befahl ihm, Italien und Frankreich zu durchziehen und die Gemüther auf einey solchen Zug vorzubereiten; er selbst würde dann schon das Uebrige thun. Kukupeter bestieg seinen bescheidenen Esel und reiste damit durch Italien und Frankreich. Von allen Seiten strömten die Leute herbei, wenn sie seinen sonderbaren Auszug sahen. Wirklich hatte man einen so seltsamen Mann noch nicht gesehen. Auf einem kleinen Esel.saß ein kleines, halbvertrocknetes Männchen, welches fast nur aus Haut und Knochen bestand, obgleich erst 41 Jahre

5. Theil 2 - S. 296

1880 - Stuttgart : Heitz
296 Mittlere Geschichte. 3 Periode. Deutschland. drang durch das dichte Gebüsch, sprang von Stein zu Stein, und kam nach einer Stunde glücklich mit dem Erzherzoge unten an. Welch eine Freude! Alle drängten sich um den geliebten Thronerben, der ihnen zum zweiten Mal geschenkt war. Als man sich aber nach dem Führer umsah, so war er nicht mehr zu finden, er hatte sich im Gedränge verloren. Die Rettung war aber so unverhofft und wunderbar, daß Viele glaubten, es sei wohl ein Engel gewesen. — Je größer die Gefahr war, desto lieber war sie ihm. Ost ging er -selbst auf die Bärenjagd aus und tödtete drei dieser Unthiere mit eigener Hand. Ein ander Mal kroch er zu einem Paar Löwen in den Käfig, und da diese wild auf ihn ansprangen, ergriff er ruhig eine Schaufel und schlug so lange auf sie los, bis sie sich still hinlegten. Von Maximilians Regierung ist besonders dreierlei herauszuheben: der ewige Landfriede, die Einteilung Deutschlands in zehn Kreise und die Einrichtung des Postwesens. Das Faustrecht, welches fast nirgends so allgemein, als in Deutschland geübt wurde, hatte bisher noch immer fortgedauert, so viele Befehle auch die Kaiser dagegen gegeben hatten; denn die großen und kleinen Raubritter trotzten aus ihren Felsenburgen der Ohnmacht des Oberhauptes und Keiner kümmerte sich viel um dessen Befehle. Da trat Maximilian auf und half der Sache aus dem Grunde. Er verbot auf dem Reichstage in Worms (1495) nicht nur jede Selbsthülfe, sondern er sorgte auch dafür, daß ein jeder sein Recht durchführen konnte. Dazu setzte er ein Gericht nieder aus erfahrenen Männern, das Reichskammergericht, vor welchem selbst jeder Reichsfürst belangt werden konnte. Es bekam seinen Sitz ansangs in Frankfurt am Main, nachmals in Speierund zuletzt in Wetzlar. Dadurch nun wurde der Landfriede in Deutschland hergestellt, und wenn auch noch dann und wann einzelne Räubereien und Gewaltthätigkeiten begangen wurden, so wurden sie doch streng bestraft und kamen immer seltener vor. Um aber die Ordnung besser handhaben zu können, theilte Maximilian Deutschland in zehn Kreise ein, die, von Norden nach bilden gerechnet, folgende waren: der westphälifche, ober-sächsische und niedersächsische, der burgundische, niederrheinische, fränkische und oberrheinische, der schwäbische, bairische und östreichische. Diese Eintheilnng blieb bis auf die letzten Zeiten des alten Reiches.

6. Theil 1 - S. 29

1880 - Stuttgart : Heitz
Semiramis. Babylon. 29 die über 900 Meter lang war (mehr als doppelt so lang wie die dresdener Brücke). In der Mitte des einen Stadttheils stand ein königlicher Palast, und in der Mitte des andern der Tempel des Gottes Belos (Bel zu Babel); um unbemerkt von dem einen in den andern zu kommen, ließ sie einen unterirdischen Gang unter dem Flusse anlegen. Aus dem Belostempel erhob sich der hohe Belosthurm, ein Gebäude ganz eigener Art. Von einem Flächenraume, der 300 Schritte lang und eben so breit war, stieg ein ungeheurer Thurm hoch empor. Auf diesem stand ein 2ter, weniger lang und breit; auf diesem ein 3ter, 4ter, 5ter, 6ter, 7ter und 8ter. Eine Treppe führte von außen hinauf. Der oberste Thurm war der eigentliche Tempel; es befand sich darin das prächtige Lagerpolster des Gottes, davor ein goldener Tisch. Auch schreibt man ihr den Bau der sogenannten schwebenden Gärten zu. Das waren große und dicke Mauern von verschiedener Höhe, durch große darauf gelegte Quadern verbunden, auf denen eine Decke ruhte, welche die eigentlichen Gärten trug. Denn hier war so viel Erde aufgehäuft, daß die größten Bäume Wurzel faßten. Unterhalb, zwischen den Mauern waren Pumpenwerke angebracht, die das nöthige Wasser herausschafften. An ein eigentliches Schweden der Gärten muß also nicht gedacht werden. Aber lustwandelte man oben unter den hohen Bäumen und zwischen den duftenden Blumen, so ahnete man nicht, daß man sich auf dem schräg ablausenden Dache eines ungeheuern Gebäudes befände. — Und von all dieser Herrlichkeit ist nichts mehr übrig, als einige unförmliche Schutthaufen, die man für natürliche Hügel hielt, bis man sie näher untersuchte und durch Ausgrabungen eine Menge Backsteine mit eingedrückten Buchstaben oder Zeichen und andere Ueberreste der Riesenstadt fand; denn sie wurde eben so wie Ninive theils aus gebrannten, theils aus an der Sonne getrockneten Steinen erbaut, die durch Erdharz und dazwischen gelegtes Rohr aneinander gekittet wurden, wovon man noch jetzt in jenem Trümmerhaufen viele Spuren sieht. In glücklicher Ehe hat die große Semiramis, seit sie durch Ninos der stillen Verborgenheit und ihrem ersten Manne entrissen wurde, nicht wieder gelebt. Wie manchmal mag. die mächtige Frau in ihren schwebenden Gärten oder auf ihren Lustschlössern in den Gebirgen, wo sie Felsen sprengen und behauen ließ und aus wilden Gegenden Paradiese schuf, sich zurückgesehnt haben in den ruhigen häuslichen Kreis, in welchem sie vor ihrer Größe mit

7. Theil 1 - S. 7

1880 - Stuttgart : Heitz
Inder. 7 dann erbaute Häuser — waren der Lebensart gemäß und gingen aus ihr hervor.*) In welchem Stufengange nun die Menschen die Sprache bildeten, den Gebrauch des Feuers, die Bereitung der Speisen, die Bearbeitung des Eisens und allmälig Handwerke und Künste fanden und lernten; wie sie sich zu größeren Gemeinschaften (Stämme, Völker, Staaten) verbanden; darüber kann man Vermuthungen aufstellen, aber eine Kunde davon reicht in die Geschichte nicht herein. Wir finden in den vorhandenen Urkunden die bedeutendsten Völker von vorn herein in solchen Verhältnissen, welche über die allerersten Anfänge der Cultur hinaus sind. 2. Indien. Wir beginnen mit der Geschichte derjenigen Völker, über welche die Traditionen am weitesten zurück reichen. * Als unser deutsches Vaterland, ja ganz Europa, noch in tiefer Wildniß lag, mit dichten Wäldern bedeckt, von wilden Thieren und theils von gar keinen, *) Im I. 1854, als die schweizerischen Seen in Folge der Witterung auf einen sehr niedrigen Wasserstand gesunken waren, machte Professor Keller in Zürich die Entdeckung von Niederlassungen eines vorgeschichtlichen Volks, das seine Hütten nicht auf trockenem Bodm, sondern an seichten Uferstellen der Seen auf Pfahl werk (Pfahlbauten) errichtet hatte. Angeregt durch diese Entdeckung hat man seitdem nicht blos in der Schweiz an 200 solcher Pfahldörfer, sondern auch anderwärts, in Ober-Italien am Gardasee, in Deutschland, (Mecklenburg, Pommern) u. s. w. Spuren von Pfahlbauten entdeckt. Man war anfänglich der Meinung, dieselben gehörten lediglich der Steinperiode an, d. h. der Zeit, in welcher die Menschen ihre Werkzeuge und Waffen lediglich aus Stein herzustellen genöthigt waren; indeß fanden sich bei weiteren Forschungen Beweise, daß die Pfahlbauten in die Bronze- und Eisen-Periode hinein reichen. Uebrigens erwähnt schon Herodot der Pfahlbauten (im See Prasias in Thracien) und seine Beschreibung derselben stimmt mit.den oben erwähnten Funden überein. Er sagt z. B.: „Mitten im See stehen zusammengefügte Gerüste auf hohen Pfählen, und dahin führt vom Lande nur eine einzige Brücke und die Pfähle, auf denen die Gerüste ruhen, richteten in alten Zeiten die Bürger insgemein auf; nachher aber machten sie es also: Für jede Frau, die Einer hei- rathet, holt er drei Pfähle aus dem Gebirg und stellt sie unter; es nimmt sich aber ein Jeder viele gstotfett Es hat ein Jeder auf dem Gerüst eine Hütte, darin er lebt, und eine Fallthüre durch das Gerüst, durch die er hinunter geht in den See. Die kleinen Kinder banden sie mit einem Fuß an mit einem Seil, aus Furcht, daß sie hinunter rollten. Ihren Pferden und ihrem Lastvieh reichten sie»Fische zum Futter u. s. w."

8. Theil 1 - S. 90

1880 - Stuttgart : Heitz
90 Alte Geschichte. 1. Periode. Römer. gezogen, Romulus und Remus genannt, und zeichneten sich bald vor allen andern Hirten aus, mit denen sie auf dem Hügel an der Tiber die Heerbett weideten. Dabei bekamen sie einmal Streit mit den Hirten des in der Stille lebenden Numitor. Diese Hirten überfielen sie und schleppten den Remus zu ihrem Herrn. Dem Numitor fiel die Aehnlichkeit der Gesichtszüge mit denen seiner Tochter auf, er fragte weiter nach, erfuhr, daß Remus noch einen Zwillingsbruder habe, und endlich kam es heraus, daß es seine Enkel wären, die er längst für todt gehalten hatte. Eben kam auch Romnlus herbei, welchem Fanstulus eröffnet hatte, daß er ihn und bett Remus für die ausgesetzten Enkel des Numitor halte. Wie freute sich dieser, der die durch seinen Bruder erlittene Schmach noch immer nicht vergessen hatte, Jemanden zu haben, der ihn rächen könnte; denn wenn wir nach unsern reineren moralischen Grundsätzen Den mit Recht unedel schelten, der Rache ausübt und eitte Beleidigung nachträgt, so wurde dagegen im Alterthum, wie noch jetzt bei allen rohen Völkern, die Rache für ehrenvoll und ihre Unterlassung für schändlich gehalten. Die beiden rüstigen Enkel ließen sich von Numitor leicht überreden. Sie gingen mit ihren Freunden auf den Amnlius los, erschlugen ihn und setzten den Großvater wieder auf den Thron. „Was wollt ihr für euern Dienst haben?" fragte Numitor. — „Erlaube uns," antworteten die Jünglinge, „daß wir uns da, wo wir ausgesetzt worden, eine Stadt erbauen." Die bescheidene Bitte wurde ihnen gern gewährt und sie schritten schnell ans Werk. Aber es entstand bald Streit zwischen beiden Brüdern; Romulus schlug den Remus todt. Die Stadt wurde nun rasch erbaut; freilich mochte sie anfangs nur aus einem Haufen schlechter Lehmhütten bestehen; aber eine Menge von Hirten ließ sich hier nieder. Der neuerbauten Stadt wurde der Name „Rom" gegeben. Neue Häuser standen nun wohl da; aber in allen diesen Wirthschaften fehlten Frauen, die sie führen konnten. Die jungen Bürger der neuen Stadt warben daher um die Töchter der benachbarten Völker. Aber man betrachtete sie als Flüchtlinge, mochte sie vielleicht auch als Theilnehmer am Morde des Amnlius verabscheuen; kurz, sie erhielten überall verneinende Antworten. Schon wollten sie sich blutig rächen, da beruhigte sie der schlaue Romulus; er wollte schon Alles machen, sagte er. Er ordnete festliche Spiele an und schickte zu bett kleinen Völkern umher: ob sie nicht bett Spielen beiwohnen wollten, die er zur Einweihung der Stadt halten würde?

9. Theil 1 - S. 61

1880 - Stuttgart : Heitz
Odysseus. 61 Prianros, der sich mit seinem Weibe und allen ihm noch übrigen Kindern zu dem Altwe geflüchtet hatte, hier von des Achilles wildem Sohne, Neoptolemos, bei den grauen Haaren gefaßt und erstochen. Mit ihm fiel sein ganzer Stamm. Aus der Stadt entkamen nur Wenige; unter diesen der tapfere Troerfürst A e n e a s. Mit Mühe rettete er sich und seinen kleinen Sohn As kan, den alten Vater Anchises auf den Schultern tragend. Er schiffte dann nach Westen, gelangte nach vielen Schicksalen nach Italien und baute sich in der Gegend des nachmaligen Roms an. Nachdem Troja der Erde gleich gemacht und jede Rache gekühlt war, dachten die aus dem Kriege übrig gebliebenen Helden auf den Rückweg in ihr Vaterland. Jeder folgte aber dabei seinem eigenen Sinne, und so kamen sie zum Theil erst nach vielen sonderbaren Schicksalen nach Hause. Keiner erlebte aber dabei so viele Abenteuer als Ulysses oder Odysseus, der König von Jthaka. Von seinen Irrfahrten handelt die ganze Odyssee (von Homer). So anziehend auch die Erzählung davon ist, so kann hier doch nur Einiges davon gleichsam nur als Probe gegeben werden.*) Einmal kam Odysseus nach Sicilien. Hier wohnten damals furchtbare Riesen, Cyklopen genannt. Statt zweier Augen hatte jeder nur eins, welches mitten aus der Stirne blitzte. Odysseus nahm zwölf der tapfersten Gefährten, mit denen er ins Land hineinging, wo er eine große Höhle fand. Sie traten ein, sahen große Ställe für Schafe und Ziegen, und ringsum standen reinliche Geschirre mit Molken, Butter und Käse. Die Gefährten meinten, sie wollten hurtig das junge Vieh, welches in den Ställen war (denn das alte hatte der hier hausende Riese auf die Weide getrieben), nach den Schiffen treiben und dann die Anker lichten; aber Odysseus verbot es, weil ihm nach der Bekanntschaft des Riesen gelüstete. Sie setzten sich also hin, aßen und tranken von der mitgebrachten Speise und dem Weine und sprachen auch dem Käse wacker zu, auf die Gastfreundschaft Polyphems, so hieß der Cyklop, rechnend. Endlich hörten sie ein .Blöken; es kam immer näher und näher, zuletzt trat Polyphem selbst ein. Er trug eine tüchtige Ladung Holz zur Abendmahlzeit; krachend wars er es mitten in die Höhle nieder, daß die Griechen sich vor Angst in den Winkel verkrochen. Dann trieb er die Heerde ein, wälzte ein großes Felsstück vor die Oeffnnng der Höhle, daß nicht zweiund- .*) Siehe Mythologie S. 373 u. folg.

10. Theil 1 - S. 63

1880 - Stuttgart : Heitz
Odysseus unv Polyphem. 63 chen zum Abendbrod. Jetzt nahte sich ihm Odysseus mit einer Kanne süßen Weins in der Hand. „Da nimm, lieber Cyklop, und trink einmal; auf Menschenfleisch schmeckt der Wein noch einmal so gut." — Polyphem setzte an und trank die ganze Kanne leer. „Ei!" brüllte er, „wo hast du den Wein her? Der schmeckt ja wie Nektar. Gieb mir doch noch mehr davon und sage mir, wie du heißest; nachher will ich dir auch ein schönes Gastgeschenk geben." — „Recht gern," erwiederte Odysseus, und schenkte ihm noch zwei Mal die Kanne voll; „ich heiße Niemand. Aber nun gieb mir auch dein Geschenk." — „Weißt du was?" rief der Riese schon mit lallender Zunge; ich will dich unter allen deinen Gefährten zuletzt aufessen; das soll mein Geschenk sein." — Ganz betrunken taumelte er zu Boden, und lautes Schnarchen verkündete seinen festen Schlaf. — „Nun hurtig herbei, ihr Genossen!" rief Odysseus. Er ergriff den verborgenen Pfahl, machte ihn im Feuer glühend, und, indem die Andern ihn aufhoben und über dem Auge hielten, bohrte er selbst ihn tief in dasselbe hinein, daß das Blut zischend hervorquoll. Da brüllte das Ungethüm laut auf, daß die Höhle erbebte, riß sich den Pfahl aus der Wunde, schleuderte ihn weit hin und rief die umherwohnenden Cyklopen um Hülfe herbei. Diese kamen geschwind und fragten draußen: „Was fehlt dir denn, liebes Brüderchen? Thut dir denn Jemand etwas zu Leide? Oder bist du etwa krank?" — „Ach!" schrie Polyphem, „Niemand tobtet mich!" — „Niemand?" antworteten die draußen, „Niemand thut dir etwas zu Leide? Nun was brüllst du denn so? Du bist also wohl krank? Nun da können wir dir nicht helfen, da mußt du die Götter um Linderung anflehen." Und lachend gingen sie fort. Wie freute sich Odysseus, daß sein erdichteter Name sie getäuscht hatte! Polyphem aber sprang am Morgen auf vom Lager, wälzte den Stein von der Oeffmtng ein wenig weg und setzte sich dahin, indem er mit den Händen fühlte, ob etwa einer der Griechen entwischen wollte. Davor hütete sich aber Odysseus; dagegen band er je drei und drei Widder zusammen, und unter den mittelsten einen der Gefährten. Für sich wählte er den größten Bock der ganzen Heerde und klammerte sich in die dicke Wolle des Thieres unter dem Bauche fest. Als sich nun die Thiere durch die Oeffmtng drängten, bei dem Cyklopen vorbei, betastete dieser sorgfältig die Rücken derselben und ahnete nicht, daß die Griechen unter dem Bauche steckten. Schon waren sie alle glücklich außer der Höhle, nur Odysseus noch darin; da wandelte
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